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Auch spielend lernen bei LRS und Legasthenie

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Spielend lernen ist entspannend! Die meisten Menschen wollen nicht täglich auf die gleiche Art das Lesen oder Schreiben üben. Vor allem Kinder brauchen Abwechslung, um motiviert dranzubleiben.  Daher kann in vielen Fällen die Freude am Üben gesteigert werden, wenn wir zwischendurch auch spielerisch vorgehen. Je leichter das Lernen fällt und je mehr Freude es bereitet, desto mehr bleibt erwiesenermaßen vom Gelernten im Gedächtnis hängen. Das sollten wir uns möglichst oft zu Nutze machen.

Wenn man nur versuchen würde, die Lernzeit möglichst schnell hinter sich zu bringen, würde der gegenteilige Effekt eintreten.

Wie wir wissen, zählen zu den Ursachen der Legasthenie auch die anders arbeitenden Sinneswahrnehmungen. So kann man bei betroffenen Kindern das Schreib- oder Lesetraining gut unterstützen, indem man diejenigen Funktionen, die noch zu schwach entwickelt sind,  trainiert. Sagen Sie dem Kind, dass es die Sinne auch mit Spielen trainieren kann, damit es nicht mehr so leicht ermüdet beim Lesen und Schreiben. Die Aussicht, auch Spielen als Lernen zu betrachten, stellt für viele Kinder eine gute Motivation dar. Natürlich muss klar sein, dass dies das Symptomtraining nicht ersetzt. Um gezielte Schreib- und Leseübungen kommen wir nicht herum.

Doch auch das Symptomtraining kann mit verschiedensten Spielen unterstützt werden. Dazu gibt es auf dem Markt jede Menge Lernspiele.

Zudem sind andere Spiele geeignet, die zwar nicht als Lernspiel konzipiert sind, bei denen aber geschrieben oder gelesen wird. So enthalten viele Spiele Aufgabenkärtchen oder es stehen Worte oder ganze Sätze auf einem Spielplan, was einen Anreiz bietet, lesen zu lernen. Zum Beispiel muss man bei Monopoly die Straßennamen und Ereigniskarten lesen.

Es lohnt sich sehr, sich im Spielzeugladen einmal umzusehen und mit dem Kind zusammen etwas auszusuchen, worauf es richtig Lust hat zu spielen. In so einem Spiel darf auch ruhig der Comic-Held des Kindes vorkommen. Oder wenn das Spiel zu einer Lieblings-Fernsehsendung passt, ist auch das recht, solange es nur etwas zu lesen oder zu schreiben gibt.

Denken wir zum Beispiel an das Spiel Galgenmännchen (Hangman) um zu sehen, was man dabei lernen kann:

Ein Spieler denkt sich ein Wort aus, verrät es jedoch nicht. Er malt so viele waagrechte Striche nebeneinander auf ein Papier, wie das Wort Buchstaben hat. Der Mitspieler versucht nun, einen Buchstaben zu erraten. Kommt er in dem Wort wirklich vor, so schreibt ihn der andere an die passende Stelle. Kommt er nicht vor, so malt er einen ersten Strich für einen Galgen. So wird jeder Buchstabe geraten.

Bei diesem Spiel wird das Heraushören von Lauten aus einem Wort, die Aufmerksamkeit und das Achten auf die richtige Reihenfolge der Buchstaben und vieles mehr trainiert, mit dem sich viele LRS-Schüler schwer tun.

Spiele wie Galgenmännchen (bezahlter Link), Wörter würfeln oder Scrabble (bezahlter Link) sind hervorragende Übungen, die zugleich auch noch das Familienklima fördern können.

Manche Kinder spielen grundsätzlich gerne, da sie die gemeinsam verbrachte Zeit genießen.

Es gibt jedoch auch etliche Schüler, die Angst haben, bei Spielen zu verlieren oder zu versagen. Gerade bei so genannten Lernspielen, die das Lesen und Schreiben fördern, verhindert die Furcht, es nicht gut zu können oft, dass mitgespielt wird.

Lassen Sie sich nicht gleich abschrecken, wenn ihr Kind sagt, es möge oder könne diese Spiele nicht.

Oft hilft es, mit gelockerten Regeln zu spielen, damit kein „Versagen“ möglich ist. Als Beispiel möchte ich Scrabble anführen: Man hat dafür ein Spielbrett, auf das abwechselnd ein Wort aus Buchstabenplättchen gelegt wird. Jeder Buchstabe ergibt eine bestimmte Punktzahl. Die Punkte können zusätzlich erhöht werden, indem das Wort über Bonusfelder gelegt wird, wie doppelter oder dreifacher Buchstaben- oder Wortwert.

Schlägt man nun einem rechtschreibschwachen Kind vor, dieses Spiel miteinander zu spielen, wird es sich vielleicht nicht darauf einlassen wollen, da es erstens mit der Rechtschreibung Probleme hat, zweitens im Umgang mit Wörtern bisher eher schlechte Erlebnisse hatte und drittens vermutlich denkt, ihm fielen keine passenden Wörter ein und nun würde es bei diesem Spiel haushoch verlieren und versagen.

Daher hier einige Variationsvorschläge:

Zum Beispiel ist es möglich, bei Scrabble (bezahlter Link) mehr Buchstaben als in der Spielregel vorgegeben, zur Verfügung zu stellen oder sogar aus einem Pool aller aufgedeckten Buchstaben frei auswählen zu lassen. Auch kann man beim Kind mehr Begriffe als beim Erwachsenen gelten lassen. Manche Kinder spielen ganz begeistert mit, wenn bei ihnen die Punktzahl jeweils verdoppelt wird oder wenn sie selbst mehr Buchstaben zur Auswahl haben als der erwachsene Mitspieler. Als Begründung kann man ruhig sagen, dass es völlig normal ist, dass Kinder noch nicht so einen großen Wortschatz haben wie Erwachsene und dieser Nachteil ausgeglichen werden sollte. Allerdings müssen Sie abschätzen, ob das nicht den Stolz des Kindes verletzt.

Mit mehr Buchstabenauswahl ist die Wahrscheinlichkeit, passende Wortideen zu bekommen, schon einmal deutlich erhöht. Auch lassen sich mehr Punkte erzielen, da man so über mehr Bonusfelder legen kann. Das Kind hat also größere Gewinnchancen und wird nicht unbedingt verlieren und sich daher vermutlich eher auf das Spiel einlassen.

Solche Regelabwandlungen lassen sich nahezu bei allen Spielen vornehmen. Je nachdem, welcher Spieltyp Ihr Kind ist, sollten sie Spiele variieren. Viele legasthene Kinder sind sehr kreativ und lieben es, Brettspiele nach eigenen Regeln zu spielen. Überlegen Sie auch hier gemeinsam mit Ihrem Kind, was ihm Freude machen könnte.

Um überhaupt einmal Spaß am Umgang mit Wörtern zu bekommen, hilft bei manchen Kindern – um bei Scrabble zu bleiben – ein Spaßscrabble. Das hat eines meiner Kinder erfunden: Es dürfen auch Fantasie- und Spaßwörter gelegt werden. Wichtig ist nur, dass auf die Rechtschreibung geachtet wird und die Wörter fantasievoll erklärt werden können.

Zum Beispiel legte mein Sohn einmal das Wort mehrjuckreimend. Sein älterer Bruder sagte, das müsse er ihm nun schon erklären. Die Antwort war: Ein Juckreim sei ein Reim darüber, wenn etwas juckt. Ein Mehrjuckreim sei ein Reim über besonders viel Jucken und mehrjuckreimend sei die Eigenschaft, solche Reime zu verfassen. Die Kinder hatten einen Riesenspaß bei ihrem Spiel. Natürlich wissen sie, dass es diese Wörter nicht wirklich gibt. Bei allem Blödsinn lernen sie, korrekt zu schreiben. Zum Beispiel darf bei obiger Erklärung mehrjuckreimend nicht mit zwei e geschrieben werden, weil es ja mit mehr, nicht mit Meer zu tun hat.

Ist der Schüler mit dem Lesen von Aufgabenkarten  bei Spielen noch überfordert, so ist es wichtig, Hilfe anzubieten, damit ihm die Lust auf das Spiel nicht gleich vergeht. So könnten Sie anfangs eine Regelung treffen, dass das Kind jeweils nur das erste Wort der Karte liest und Sie lesen den Rest. Vertrauen Sie darauf, dass es mit der Zeit selbst mehr lesen möchte. Jedes Kind möchte selbstständig werden und es alleine können. Wenn Sie, ohne groß Aufhebens davon zu machen, unaufdringlich helfen, wird dies umso schneller geschehen. Mit Zwang erreichen wir eher das Gegenteil.

All die wunderbaren spielerischen Methoden sind natürlich ein Segen in der Lese-Rechtschreibförderung. Sie können allerdings nur eine Ergänzung, aber niemals ein Ersatz für das eigentliche Lesen und Schreiben sein. Durch häufiges Lesen und Schreiben von immer mehr und anspruchsvolleren Wörtern und Texten bekommt der Lernende Routine und entdeckt auch Regeln. Es wird ihm zum Beispiel mit der Zeit ganz geläufig, dass man nach dem Punkt groß schreibt. Er prägt sich Wortbilder ein, nimmt automatisch Satzstrukturen wahr, verinnerlicht, wie Wörter dekliniert beziehungsweise konjugiert werden. Wenn er oft genug liest oder schreibt, entsteht ein Gedächtniseintrag.

Meine Spiele zur Unterstützung bei LRS:

Spiel zur Groß- und Kleinschreibung

Lernspiel Sei der Luchs

Lernspiel Silben-Memospiel

Spiel Gewichte zuordnen

Lernspiel ß-Memospiel

Leseläufer und Lernwortspiel

Lese-Wuselmaus

Heike Kuhn-Bamberger

Autor: Heike Kuhn-Bamberger

diplomierte Legasthenie- und Dyskalkulietrainerin (EÖDL)

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